Sommerkonzert des Gemeindechores

"Dann sangen sie die Dankpsalmen und gingen hinaus zum Ölberg", das berichten die Evangelisten Matthäus und Markus. Gemeint ist Jesus mit seinen 12 Jüngern.

Der jüdischen Tradition folgend, sangen sie nach dem Passahmahl die Psalmen 114 bis 118. Die Melodie ist leider nicht überliefert. Wer allerdings das diesjährige Sommerkonzert des Weimarer Gemeindechores am 23. Juni 2012 besucht hat, konnte sich mit etwas Fantasie ein Klangbild über das damalige Geschehen machen. "Psalmvertonungen aus vier Jahrhunderten" versprach das Programmheft.

Unter der Leitung des Gemeindedirigenten Ingo Geppert, der für die Idee und Liedauswahl verantwortlich war, erlebten die Zuhörer ein schönes, in sich stimmiges Chorkonzert.

Psalmen werden oft mit David, dem Harfe spielenden König, in Verbindung gebracht, obwohl diese nicht alle von ihm stammen. Deshalb war es eine gute Idee, eine Harfe in das Programm mit einzubeziehen.

Laura Oetzel spielte zwei Sätze aus Georg Friedrich Händels Orgelkonzert in B-Dur und ein temperamentvoll vorgetragenes, von Jazz-Elementen durchdrungenes Stück von B. Andrés, das als Überleitung zur Moderne diente. Die größten Herausforderungen zu Beginn der Probenphase im Januar waren für den Chor die Vertonungen von Tomás Luis de Victoria "Vidi aquam" (1592) und von G. Möhlich "Herr erhöre mein Wort" (1619). "Das schaffen wir nie", tönte es aus dem Chor. Doch die harte, konsequente Probenarbeit, gepaart mit einer freundlich –lockeren und fachlich fundierten Atmosphäre trugen ihre Früchte. Nicht nur die beiden mittelalterlichen Sätze, sondern auch das nicht einfache moderne "Create in me" von J.G. Stephans (geb. 1972) füllten klangschön den durch seine Akustik überzeugenden Kirchenraum.

Der Höhepunkt des Konzertes war zweifelsohne die "Psalmenmusik" für vierstimmigen gemischten Chor, Streicher, Flöte und Orgel von A. Schönberger: "Dem Chor der Neuapostolischen Kirche Weimar in freundschaftlicher Verbundenheit gewidmet." In dieser Psalmenmusik werden die Verse 1 bis 7 des 108. Psalms in der Übersetzung von E. Kautz (1894) verwendet, die Tonsprache ist gemäßigt modern. Unter Hinzunahme von Streichern und Querflöte greift der Komponist einige Ausführungsanweisungen der Psalmen auf: "zu begleiten auf Saiteninstrumenten" (Psalm 4) oder "zu singen mit Flötenbegleitung" (Psalm 5). Ein-, drei- und vierstimmige Chorsätze, Sologesang - von Claudia Zohm stimmstark und ausdruckssicher vorgetragen - und reine Instrumentalpassagen, die eine Nachdenklichkeit und Verinnerlichung bewirken, sorgen für Vielfalt, die jedoch immer wirkungsvoll textbezogen ist.

Mit großer Hingabe meisterten Chor und Instrumentalgruppe - L. Voss (Flöte), R. Köhler und L. Finsterbusch (Violine), S. Kracht (Viola), G. Dubslaff (Violoncello) sowie H. Sauer (Kontrabass) - das anspruchsvolle Werk. Dem an der Orgel mitwirkenden Komponisten sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Das Programm wurde mit passenden Texten zu Psalmen von R. Seek und über Psalmen von S. Natterer ergänzt.

Am Schluss erklang die schwedische "Nationalhymne", der "Sommarpsalm" von W. Ahlén, den die Zuhörer gleich noch einmal hören wollten: "O guter Gott, wie ist dir gleich der lichte Sonnenreigen..."

H.G.