Jugendtag 2010

Auch ich will … Ja, was eigentlich? Zuerst einmal teilnehmen wollten ca. 120 Jugendliche der Bezirke Erfurt, Halle und Nordhausen am Jugendwochenende vom 20.-22. August 2010 in der Jugendherberge Beichlingen, wo sie sich am Freitag gegen Abend einfanden.

Das weitläufige Gelände mit seinen Bungalows lud bei herrlichem Sommerwetter zum Bleiben ein. Schön, dass die Apostel Korbien und Wosnitzka mit ihren Frauen ebenfalls schon am Freitag anreisten. Ermöglichte dies doch Raum für Kontakt über 3 min hinaus und das in einer Atmosphäre, die unverkrampfte Gespräche zuließ über das, was den Einzelnen bewegt.

Die Koordination der Unterbringung war die erste Herausforderung. Aber jeder kam zu seinem Bett – wenn auch zwischenzeitlich doppelt belegt, was jedoch seitens der Jugend locker geregelt wurde. Ein erstes schönes Zeichen, dass man miteinander kann.

Das Abendbrot am Lagerfeuer war dann auch die erste Feuerprobe für das Grillteam aus dem Nordhausener Bezirk, das uns sowohl am Freitag als auch am Samstag versorgte, ergänzt durch das Mitwirken der Jugend in Form eines umfangreichen Salatbuffets. Für den „kleinen Hunger zwischendurch“ war also ausreichend gesorgt. Aber auch der geistige Hunger sollte nicht ungestillt bleiben …

Der Freitagabend mündete in eine lockere Runde am Lagerfeuer. Neben der offiziellen Begrüßung gab es Hinweise auf die thematische Gestaltung des nächsten Tages. Sozusagen zum „Anfüttern“ und Wecken der Neugier, des Interesses. Und es war eine erste Entscheidung zu treffen: Was will ich … wahrnehmen? Zumindest die Gemeinschaft bot sich für den Abend an. Und dazu gehört in einer christlichen Gemeinschaft auch immer das Gebet. Apostel Korbien war gebeten, es zu sprechen, um dem Tag einen gemeinsamen Ausklang zu geben. Logisch, dass der Abend noch lange nicht zu Ende war …

Auch ich will … „Bescheid wissen“! Unter diesem Motto stand der erste Workshop am Samstagvormittag, zu dem sich alle Teilnehmer einfanden. Nun, ein Workshop im eigentlichen Sinn war es nicht wirklich. Der Inhalt: die Glaubensartikel! Ein vielerorts diskutiertes Thema. Auch die Jugend möchte „Bescheid wissen“, sich auskennen und wiederfinden können. Apostel Korbien, Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe, die sich mit den Glaubensartikeln beschäftigte, erläuterte einige Hintergründe und ließ aus seiner persönlichen Erfahrung Einblicke zu, die aufzeigen sollten, wie wesentlich es ist, sich mit Glaubensinhalten auseinanderzusetzen. Eben nicht nur, um Bescheid zu wissen, sondern auch abgeben zu können! Wie tragend das Thema ist, zeigte, dass wir gerade mal die Hälfte der Artikel behandeln konnten. Das sich anschließende Gespräch hatte aufmerksame Zuhörer und interessiert Fragende. Es war – so könnte man meinen – die aktive Umsetzung der Aufforderung des Stammapostels „zu einer intensiven Beschäftigung mit den Lehraussagen und einem regen Austausch untereinander.“[1] Vielleicht waren die Antworten im Moment nicht für jeden ausreichend. Jedoch wurde deutlich: das Gespräch wurde gesucht und gewährt – weit über die Dauer des Vortrags hinaus.

Ach ja, vor Beginn des Vortrages konnte sich jeder 1 oder 2 Holzklötze nehmen. Die Aufgabe: an einem Turm mitzubauen. Praktische Erkenntnis: jeder baut mit an diesem Wochenende an dieser Stunde - durch seine Anteilnahme, durch das Sich-Einbringen. Man mag den Beitrag des Einzelnen nicht wahrnehmen, aber das Gesamtergebnis! Auch ein schräg gelagertes Stück Holz war im entstandenen Turm zu sehen - der nicht einstürzte! Lassen wir es als Bild für die Vielfalt stehen, die dennoch Einheit gestattet - unter Jugendlichen und mit den Aposteln.

Das Wetter war einfach klasse. Zum Glück blieben die Organisatoren flexibel. Die Nachmittagsaktivitäten wurden kurzerhand in das benachbarte Freibad verlegt. Beachvolleyball, schwimmen, miteinander reden oder einfach nur die Sonne genießen – jeder wie er wollte. Die geplanten Stationen wurden ebenfalls in das Gelände um das kühle Naß verlagert. Der überwiegende Teil der Jugendlichen nahm das Angebot an. Themen wie „Auch ich will … Vertrauen haben“, „… Erkenntnis gewinnen“, „…miteinander etwas bewegen, oder: „ …mich auch führen lassen“, „ … überwinden“ wurden auf eine ganz andere, praktische Art und Weise vermittelt. Inzwischen war auch Bischof Wittich – schon erwartet – eingetroffen, und fügte sich nahtlos ein.

Wer hat schon mal eine 4 m hohe Leiter überwunden – die jedoch nicht aufgeklappt war, sondern nur von der Gruppe gehalten wurde? Überwinden!

Wer hat sich schon einmal fallen lassen - im wahrsten Sinn des Wortes – in die Arme seiner Geschwister? Vertrauen haben!

Wer hat sich schon einmal eingebracht, wohl wissend um die Schwierigkeiten, wenn viele miteinander arbeiten. Der „Magic Pen“ verdeutlichte, was es heißt, sich auch auf den anderen einzulassen, miteinander etwas zu bewegen und sich auch führen lassen zu können!

Der Spaß und die gemachten Erfahrungen konnte man der Jugend ansehen. Und es blieb auch noch Zeit für Erholung, Ruhe und Genuss – für den die Jugend mit ihrem selbstgebackenen Kuchen gesorgt hatte.

18.00 Uhr Workshop-Zeit. „Auch ich will ... Musik machen“. Hier konnten Sänger und Instrumentalisten ihre Gabe einbrigen und den Jugendgottesdienst mit vorbereiten.

Auch ich will … gehaltvolle Gottesdienste“. Ein spannendes Thema, das durch Bischof Wittich begleitet wurde.

„Auch ich will … nen ordentlichen Altarschmuck.“ Der Titel wurde dem Inhalt nicht ganz gerecht. Die besprochenen Themen waren weit umfangreicher als die alleinige Gestaltung des Altars. Die Architektur von Kirchen, deren Ausstattung und die Ideen der Jugend wurden bewegt und flossen in die Vorbereitung des Gottesdienstes ein.

„Auch ich will … bedient werden.“ Verschiedene Aspekte des Dienens wurden beleuchtet. Wie gehen Ehepaare und der Einzelne damit um, wenn Familie, Beruf, Amt und Auftrag zu organisieren sind? Welche Schwierigkeiten gibt es und wie kann man sie bewältigen? Und wie wird man mit seinen Sorgen verstanden und angenommen? Apostel Wosnitzka begleitete diesen Workshop, der durch das offene und ehrliche Gespräch geprägt war.

Es würde zu weit führen, alles in den Gesprächsrunden Bewegte hier im Detail zu schildern. Interesse? Dann frag deine Jugend oder versuche Ähnliches! Ob 6 Gesprächsteilnehmer oder 30, es war Gelegenheit, miteinander zu reden, mal was los zu werden und Impulse mitzunehmen.

Das Lagerfeuer am Abend war wiederum Sammelpunkt. Ein Rückblick auf den Tag ließ das eine oder andere wach werden. Je ein(e) Teilnehmer(in) der Workshops gab kurz seine persönlichen Eindrücke und die Inhalte wieder. So konnte jeder „ein Stück vom Kuchen“ mitnehmen.

Nach dem Frühstück am Sonntag gegen 8.00 Uhr ging es an die Gottesdienstvorbereitung. Das Wetter erlaubte, ihn open air zu erleben. Eine für viele völlig neue Erfahrung des Gottesdienst-„Raumes“. Auch der Altar – vor dem der „Turm“ seinen Platz fand und somit dessen Wesen in Erinnerung gerufen werden konnte – spiegelte das Sich-Einbringen, Mitmachen, Gemeinsam-Gestalten wieder und bot einen würdigen Ort für Verkündigung und Sakrament.

Die Teilnehmer des Workshops „Auch ich will … Musik machen“ gestalteten – unterstützt durch die Gemeinde – den Gottesdienst musikalisch mit. Schön, wenn Jugend so aktiv ist – und ihr die Gelegenheit dazu gegeben wird!

Apostel Wosnitzka diente mit dem Wort Jeremia 31, 33. Apostel Korbien und Bischof Wittich dienten mit. Das „Gesetz“ wurde der Jugend ins Herz geschrieben. Keins der Reglementierung, sondern der Liebe, des Glaubens, der Hoffnung.

Es war ein Wochenende des Miteinanders in einer offenen Atmosphäre, mit Zeit zum Reden und Zuhören in einer angenehmen und leider viel zu seltenen Nähe zueinander und zu unseren Aposteln als Seelsorger.

Hat das Wochenende in der einen oder anderen Seele die Frage aufgeworfen “Was will ICH?“, dann ist vielleicht eines bewirkt worden: Nachdenken über den Glauben!

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[1] Brief des Stammapostels zum Vorlesen nach dem Gottesdienst am 6. Juni 2010 an alle Geschwister

Text: U.B.