OHRWURM KONTRA HOLZWURM
Als ungleiches Paar befanden sich in Martinsroda Orgel und Violine mit ihren Spielern Albert Schönbarger und Hartmut Geppert in trauter Harmonie.
Martinroda - Am sehr späten Freitagabend, beim Licht des zunehmenden Mondes, spielten zwei Seniorenmusiker in der Kirche in Martinroda ein wunderschönes Nachtkonzert. Das gab es in Martinrodas Kirche erstmals und als eine Premiere: Ein Nachtkonzert für Violine & Orgel mit zwei Herren, die ihr professionelles Musikerleben bereits hinter sich haben.
Violinist und Geigenlehrer Hartmut Geppert, Weimar und Domorganist i.R. Albert Schönberger, Hoher Dom zu Mainz, spielten zugunsten der sanierungsbedürftigen, historischen und somit hochbetagten Holland-Orgel ein Benefizkonzert.
Vor Tagen erst gab es einen warmen Fördermittel - Geldregenschauer für das ehrgeizige und teure Sanierungsprojekt, welches noch in diesem Jahr starten soll. Nichtsdestotrotz klafft immer ein Loch in der Kasse fürs Bezahlen der Orgelrettung. Und auch deshalb, aber auch des Musizierens wegen, wurde das "Nachtkonzert" publikumswirksam in Szene gesetzt.
Die Instrumentenkombination Orgel & Geige ist ungewöhnlich. Beide Soloinstrumente sind ein ungleiches Paar wie Zwergin und Riesenfrau. Dass sie miteinander zurecht- und klarkamen, ist der Professionalität beider Musiker, aber vor allem dem sensiblen Agieren von Albert Schönbarger an der Orgel zu danken. Nur weil er es besonders gut meint mit der "alten Dame" in der Martinrodaer Dorfkirche, die in seiner Gunst mit der Lebenspartnerin llselore Günther konkurriert gab sie bei ihrem der Violine angepassten Spiel, lediglich einen einzigen "Heuler" ab. Dieser aber war dem wochenlang warmen Klima, welches auch die dicken Kirchenmauern durchdrang, geschuldet.
"Ohrwurm kontra Holzwurm" nannte Schönberger scherzhaft das Motto des Nachtkonzerts innerhalb der Reihe "Von den Kathedralen zum Veronikaberg". Und was die Musiker boten, aber auch wie sie ihre Stücke auf den sensiblen Instrumenten recht musikantisch, manchmal humorig augenzwinkernd spielten, war purer Musikerlebnisgenuss.
Es ging gar nicht anders, als "Eine kleine Nachtmusik" als Motto-Stück gleich zu Beginn anzuspielen und im Mittelteil des Konzerts als Orgelimprovisation "Abend- und Nachtmusik" von Albert Schönbarger (1949) so richtig schön auszuformen. Dazwischen, eingebettet zwischen dem Adagio und dem Allegro von Händels Sonate F-Dur, op. 1 , Nr. 12, Bach und immer wieder Bach.
Sobald Hartmut Geppert die Violinenstimme ins Spiel brachte, flüsterte die Orgel und das Klappern der ManualTasten war wie ein heimliches Schlagzeug zu hören. Dieser Beiklang (nicht Beifang wie beim Meeresrauschen) wird nach der Orgelsanierung wahrscheinlich fehlen, aber ist künftig verschmerzbar.
Das "Allegro, Romanze und Menuett" aus "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart brachten die beiden Musikkünstler fast zum Schluss und in Gänze zu Gehör. Da hatte der "Orgel-Holzwurm" sein Bohren schon längst aufgegeben, um genau wie die Zuhörer, der schönen Musik in Glückseligkeit zu lauschen.
"Jesus bleibet meine Freude" spielten die Musiker als Zugabe und setzten dem Konzert ein letztes Glanzlicht für den Heimweg der fast 100 Zuhörer auf.
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