Stammapostel besucht die Erfurter Altstadt
Stammapostel Leber und seine Begleitung besichtigen am Neujahrstag 2011 Teile der Erfurter Altstadt, in der auch Martin Luther und Adam Ries ihre Spuren hinterlassen haben. Die Führung im neugotischen Rathaus an der Kreuzung der beiden alten Handelsstraßen "Via Regia" und "Nürnberger Geleitstieg" und der Gang über die mittelalterliches Flair verbreitende "Krämerbrücke" waren besondere Höhepunkte.
Am Neujahrstag 2011 besichtigen Stammapostel Leber und seine Begleitung während einer zweistündigen Führung durch den Vorsteher, Hirten Reiner Wipke, einen Teil der Erfurter Altstadt. Den Stammapostel begleiten Bezirksapostel Klingler, die Apostel Lang (Schweiz) und Lindemann (Hessen), die aktiven Apostel und Bischöfe Mitteldeutschlands, die Bezirksapostel i.R. Karnick und Nehrkorn, die Apostel i.R. König, Quittenbaum und Stegmeier und deren Frauen. Das örtliche Tauwetter beeinträchtigt die entspannte und herzliche Atmosphäre beim Gang über historische Plätze und durch geschichtsträchtige Gassen der thüringischen Landeshauptstadt nicht.
Erfurt ist eine sehr alte Stadt. Schon in der Steinzeit leben in der Nähe des Domberges Menschen. 742 bestimmt der irische Heilige Bonifatius die auf dem Domberg vorhandene Taufkirche zum Bischofssitz. Das war vor 1269 Jahren. Zwischen Dom- und Petersberg führt in alter Zeit die "Via Regia" (Königsstraße) in die Stadt. Diese wichtige Handelsstraße geht von Bordeaux über Paris, Frankfurt, Erfurt, Leipzig und Görlitz nach Kiew.
Von diesem historischen Terrain aus startet gegen 13:00 Uhr die 32-köpfige Gruppe und steigt auf den Domberg. Hier stehen zwei katholische Kirchen, der Dom Sankt Marien und die Severikirche, dicht beieinander. Im Mariendom mit seiner zwölf Tonnen schweren Glocke "Gloriosa" (tiefes "e", fünf Minuten Nachhall) befindet sich auf den Fenstern des Hohen Chores die größte zusammenhängende, christliche Glasmalerei im deutschsprachigen Raum.
Nach Besichtigung der Kathedrale geht es 70 Stufen hinab zum Domplatz und durch die Mettengasse zum ehemaligen Waidspeicher, der heute als Kabarett- und Puppenbühne genutzt wird. Vom 13. bis 17. Jahrhundert kommt Erfurt durch den Handel mit Färberwaid (Isatis tinctoria, Blaufärbung) zu beachtlichem Reichtum. In der Blütezeit fließen durch den Waidhandel jährlich ca. drei Tonnen Gold nach Thüringen, bis das Indigo-Blau aus Südamerika importiert wird.
In der Allerheiligenstraße Ecke Waagegasse ist der nächste Halt für die Gruppe. Hier im Umfeld der alten Universität, dem "lateinischen Viertel", mussten sich im Mittelalter die Professoren und Studenten bei Begegnungen auf der Straße lateinisch unterhalten. Das erlebte auch Martin Luther, der sich 1501 im Alter von 17 Jahren in das Sommersemester des Universitätsmatrikels einträgt. 1505 promoviert er zum Magister und beginnt ein Jurastudium. Nachdem er in einem Gewitter bei Stotternheim beinahe von einem Blitz getroffen wird, tritt Martin Luther im Juli 1505 in des Erfurter Augustinerkloster ein. Vor den damaligen Toren der Stadt Erfurt ist der Werdepunkt der Reformation. Im Frühjahr 1507 erhält "Bruder Martin" im Erfurter Dom die Priesterweihe.
Beim Blick in die Waagegasse mit ihren Ecksteinen erinnert Hirte Wipke an den Rechenmeister Adam Ries, der als Meister der städtischen Waage in Erfurts Diensten stand. 1518 wird sein erstes Rechenbuch in Erfurt gedruckt. Im "lateinischen Viertel" waren neben der Stadtwaage viele Druckereien. Bereits 1473 druckt man hier nach dem Gutenbergschen Verfahren mit beweglichen, auswechselbaren Lettern den ersten Ablassbrief. Auch Luther lässt in Erfurt drucken. Zur alten Stadtwaage erzählt man sich: Wenn Fuhrwerke durch die Waagegasse schnell die Stadt verlassen mussten, weil sie schlechte Ware angeboten hatten, dann streiften sie die Ecksteine und das Fuhrwerk wurde unsanft herum gestoßen. Deshalb sagt man zu jemand, der hastig wegrennt: "Der kratzt die Kurve!".
Weiter geht es zum Fischmarkt, dem einstigen Warenumschlagplatz an der Kreuzung der beiden großen Handelsstraßen "Via Regia" und "Nürnberger Geleitstraße". Hier steht auch das 130 Jahre alte neugotische Rathaus, in welchem der Stammapostel im Auftrag des Oberbürgermeisters begrüßt wird. Bruder Collette überreicht dem Stammapostel einen Bildband vom Rathaus. Anschließend führt Herr Wilgeroth durch das mit historischen Gemälden ausgestattete Treppenhaus, in den prächtigen Fest- und abschließend in den altehrwürdigen Ratssitzungssaal. Das Platznehmen auf dem geschichtsträchtigen "Ratsherrengestühl" ist der Höhepunkt der Rathausbesichtigung.
Danach "schreitet" die Gruppe auf der Königsstraße über die Krämerbrücke, einem berühmtes Wahrzeichen Erfurts. Sie ist die einzige, vollständig bebaute und gleichzeitig bewohnte Brücke nördlich der Alpen. Die 120 Meter lange und 18 Meter breite Brücke wurde 1472 in heutiger Form errichtet. Auf ihr stehen heute 32 Häuser, früher waren es sogar 64 Häuser. Hinter der Krämerbrücke, im Haus "Zum Alten Schwan", wohnt von 1769-1772 der Dichter Martin Wieland, Professor für Philosophie an der Universität. Das Erinnerungsfoto von der Reisegruppe mit dem Stammapostel vor der Kulisse der Krämerbrücke bildet einen unvergessenen Abschluss.
Zur Ergänzung sei noch erwähnt:
Fünf Generationen der Familie Bach stellten von 1635-1805 zuweilen mehr als die Hälfte der Erfurter Stadtmusikanten. Einer davon wohnte vor 400 Jahren auf der Krämerbrücke im Haus "Zum Schwarzen Ross". In der Kaufmannskirche am Anger, unweit der Brücke, heiraten die Eltern von J. S. Bach. Später "schlagen" zwei Söhne Johann Sebastians die Orgel der Kirche. In ihr werden 60 Bach-Kinder getauft und zwölf Bach-Paare geben sich das Ja-Wort. 1791 heiratet Wilhelm von Humboldt und verlobt sich Friedrich Schiller in Erfurt. In unserer Stadt entsteht auch sein Werk "Wallenstein". Kaiser Napoleon I. wohnt während des Fürstenkongresses 1808 für 14 Tage in Erfurt und trifft am 2. Oktober mit J. W. von Goethe zusammen. Mit besonderer Freude erfüllen uns jedoch die Besuche der Stammapostel Niehaus Pfingsten 1921, Bischoff 1936 und 1942 und Fehr 1995. Der Besuch von Stammapostel Leber ist der fünfte Besuch eines Stammapostels in unserer Heimatstadt im Herzens Thüringens, fast 90 Jahre nach dem ersten Besuch von Stammapostel Niehaus, der den Pfingstgottesdienst im Kaisersaal in der Futterstraße hält, in jenem Saal, in dem Kaiser Napoleon I. 1808 mit den Fürsten des damaligen "Europas" tagte.
R.W.
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