Wochenende im „Waldschlösschen“

Ein Wochenende voller Abenteuer und Entdeckungen und mit viel Sonnenschein erlebten die Kinder der Gemeinde Erfurt Ende April/Anfang Mai.

Am Freitagnachmittag, 29. April 2011 trafen sich auf dem Parkplatz unserer Kirche Erfurt die Kinder der Gemeinde Erfurt und ihre Betreuer zu einem Wochenendausflug, dem ersten seit acht Jahren. Wenige Minuten später setzte sich, vollgepackt bis unter das Dach, eine kleine Kolonne aus vier Fahrzeugen in Bewegung. Reichlich eine Stunde später war das „Waldschlösschen“ erreicht, ein idyllisch gelegenes Schullandheim am Rande Mühlhausens.

Schnell wurden die Räume im Öko-Haus und das weitläufige Areal in Besitz genommen. Der Nachmittag verging wie im Fluge mit Spielen, Verstecken und Holz für das Lagerfeuer sammeln. Es gab viel zu sehen, z.B. die Polizeiautos, die mit blinkendem Blaulicht vor dem Schullandheim vorfuhren. Rotwildalarm! Aus einem nahen Gehege waren einige Tiere ausgebrochen. Die Kinder leisteten ganze Arbeit, Polizisten wurden „verhört“, das Gelände observiert und einige Hirsche mit ins Gehege zurückgeführt.

Jetzt war der Weg frei für eine kleine Nachtwanderung. Mit Taschenlampen, Verpflegung und einer gehörigen Portion Mut ausgerüstet, ging es lärmend in den langsam dämmrig werdenden Wald. Gegen die Dunkelheit halfen die Lampen, gegen das Gewicht des Gepäckes eine Rast, bei der die Vorräte auf ein Minimum reduziert wurden. Unmittelbar vor Erreichen unserer Unterkunft trafen wir im Wald den Förster, der das Gehege des Rotwildes noch einmal inspizierte. Leise führte er uns in die Nähe der grasenden, recht zutraulichen Tiere. Ihre Augen glühten im Licht der Taschenlampen, ein Anblick den wohl manches Kind nicht so schnell vergisst. Erst nach 22:00 Uhr fand ein aufregender Tag sein Ende, was aber niemanden davon abhielt, den neuen Tag gegen 6:00 Uhr zum Sonnenaufgang zu begrüßen.

Gegen 8:30 Uhr saßen alle nach einem gemeinsamen Gebet am Frühstückstisch. Um 10:00 Uhr galt es die Kinder aus dem Gelände zu „filtern“, denn es war ein Ausflug zum Opfermoor im nahen Niederdorla geplant. Dort warteten einige kleine und große Geschwister der Gemeinde Mühlhausen auf uns. Eine bestellte Führung durch diese altgermanische Opfer- und Kultstätte wollten wir gemeinsam erleben.

Es wurde eine interessante Reise in die Vergangenheit. Geplant waren ca. 30 Minuten, es waren ja schließlich relativ junge Kinder in der Gruppe. Über 90 Minuten später mussten selbst die größten Pessimisten feststellen, dass die Anlage um einen alten Torfstich fesseln kann. Der Museumsleiter und „Germane ehrenhalber“ berichtete teils sehr plastisch über den harten Lebenskampf der Bewohner. Ob wiederaufgebaute Lehmhäuser, Opferaltäre, an denen den Göttern Opfer in vielfältiger Art gebracht wurden oder schwankender, feuchter Boden - es gab viel zu sehen und zu lernen.

Auf einem dem Museum angegliederten Areal wurde anschließend ein deftiges Picknick vorbereitet: frisches Brot, Käse, Würstchen, Gemüse usw. Nach dem Essen verabredeten wir uns mit den Mühlhäuser Geschwistern für den nächsten Morgen zum Gottesdienst. Wieder „zu Hause“ im Schullandheim wartete eine Menge Arbeit auf uns. Der Grill musste gereinigt werden, denn was wäre ein Ausflug Thüringer Kinder ohne Bratwurst? Das Lagerfeuer wurde gerichtet, Spieße geschnitzt, Ziegen gefüttert, Verstecken gespielt und das Abendessen vorbereitet. Außerdem wurde noch eine kleine Wanderung zu einer Quelle in der Nähe unternommen. Der „Spittelbrunnen“ mit seinem anschließenden Bächlein war ein prachtvoller Spielplatz für „Hobby-Flößer“.

Bei einsetzender Abenddämmerung versammelten sich Kinder und Erwachsene um das Lagerfeuer, um gemeinsam zu singen, zu erzählen und Süßigkeiten an Spießen in den Flammen zu rösten. Zu fortgeschrittener Stunde rief der im Schullandheim residierende Pfau aus den Bäumen zur Nachtruhe.

Nach einer kurzen Nacht begann der neue Tag. Müsli, Cornflakes, Brötchen, Tee, Kakao und Kaffee ließen die Lebensgeister erwachen. Dann war es an der Zeit die Sonntagssachen anzuziehen. Schließlich hatten wir eine Verabredung mit unserem himmlischen Vater und der Gemeinde Mühlhausen. Nach einer herzlichen Begrüßung fand ein kurzes Einsingen des gemeinsamen Kinderchores statt. Dann begann der Gottesdienst, in welchem auch Erlebnisse des Ausfluges vom Vortag einflossen und den der ansehnliche Kinderchor verschönerte.

Nach dem Gottesdienst gab es ein von lieben Händen zubereitetes Mittagessen an einer langen Tafel im Foyer unserer Kirche. Satt und nicht ohne eine Einladung zum Gegenbesuch ausgesprochen zu haben, ging es bei strahlendem Sonnenschein wieder zurück zum Öko-Haus. Nach Kofferpacken und Aufräumen wurde die Heimreise angetreten. Alle Kinder konnten ohne einen Kratzer, aber mit vielen Eindrücken ausgestattet, zu Hause abgeliefert werden. Hinter ihnen lag ein Wochenende voller Abenteuer und Entdeckungen und mit viel Sonnenschein (entgegen aller Wetterprognosen), in dem man nicht nur einmal die helfende Hand Gottes erleben konnte und welches einfach rundherum gelungen war.

Vielen Dank an alle Geschwister, die mit so manchem Euro oder Süßigkeiten dieses Unternehmen gefördert haben.

R.B.