Baustellen begleiten uns durch das gesamte Leben, ob auf der Straße, zu Hause oder auch im Herzen. Es wird gewerkelt, dazu wird Material benötigt und Werkzeug. Mit einem Plan und guten Handwerkern geht es dann los.
Viel zu oft wird der eigene Lebensbau zu sehr an materiellen Dingen gemessen. Das Leben daraus wird inhaltslos. Besitz fordert den vollen Einsatz und man verliert die Umgebung. Das Fundament ist das Wichtigste.
Worauf bauen wir unser Lebenshaus? Gott als Fundament annehmen und sich den Mitmenschen zuwenden, das ist der wichtigste Grund. Oft planen wir, was wir erreichen wollen, und die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.
Am Schluss konnte jeder sich einen Kieselstein vom Altar mitnehmen. Das ist die sichtbare Erinnerung, dass Steine zum Bau benötigt werden. Dazu bekam jeder wieder den Pilgerpass für die Tour.
Und so starteten gegen 11:30 Uhr über 50 Radler und ein Bus von der Evangelischen Kirche mit Anhänger als Lumpensammler. Durch den Stadtpark, entlang der Unstrut, ging es nach Schallenburg zur St. Cyriakuskirche.
Im Inneren war tatsächlich eine Baustelle. In der kurzen Andacht, die Ekkehart Fischer sprach, zeigte sich, was so alles nötig ist um zu werkeln.
Vier Kinder hielten die Werkzeuge hoch, Hammer, Zollstock, Wasserwaage und Kelle.
Dann ging es den Kalkberg hoch, hinab über die Vippach an der Grammemühle vorbei. An den Mönchswiesen im Alperstedter Ried bestaunten manche die urwaldähnliche Vegetation.
An der St. Martinkirche in Alperstedt war dann wieder Stopp. Hier gibt es eine sehr gut renovierte Kirche ohne Baustelle.
Hans Joachim Brandt brachte bestimmte Verbotszeichen, Hinweiszeichen oder auch Gebotszeichen zum Vergleich für das Leben in der Andacht zum Ausdruck. Die eigene Baustelle, „das Leben“, sollte mit dem Hinweiszeichen „Betreten der Baustelle erwünscht“ ausgeschildert sein. Es ist doch viel schöner, als sich abzuschotten.
Das riesengroße Gemälde an der Wand zeigt den barmherzigen Samariter, der sich um den Bedürftigen kümmerte. Dann erzählte Max Hofmeister-Risch von der Kirchgemeinde noch voller Begeisterung, was geschaffen wurde und dass jetzt der alte Taufstein mit einem Pavillon geschützt wurde. Etwas traurig stimmte ihn, dass die Radler alle so gut und kräftig singen konnten. Der eigene Chor ist da etwas zaghafter.
Im Anschluss ging es in den Gutsgarten zur Rast. Schnell setzten sich alle in das Gras und packten die Stullen aus. Die Kinder tobten auf den Spielgeräten. Nach der Rast ging es weiter an den Alperstedter Kiesseen vorbei nach Stotternheim.
Auf dem Kirchvorplatz angekommen, wurden zuerst die vielen alten Grabsteine bewundert. Vergeblich wartete man auf die Person mit dem Schlüssel und so blieb die St. Peter und Paulkirche mit der Jahreszahl von 1704 über der Tür für alle verschlossen. Das ließen sich die Radler aber nicht vermiesen, und so ging es weiter zum Lutherstein unterhalb des Galgenhügels.
Just in dem Moment, als sich alle am Stein zusammenfanden, hielt ein Reisebus und japanische Touristen strömten zum Denkmal. Unzählige Male klickten dann die Kameras. Das Sprachengewirr war schon wie in der Großstadt.
Etwas abseits auf der Wiese versammelten sich wieder die Radler, und Matthias Nitsch begann mit „Eine feste Burg ist unser Gott“. Er ging in der kurzen Andacht auf die alten Bauwerke Stiftshütte, Tempel und auch den Turmbau zu Babel ein. Jesus versprach, dass er den Tempel einreißen werde und in drei Tagen wieder aufbaue. Hier meinte er nicht das Bauwerk als solches, sondern den inneren Tempel. Viele Steine sind dazu nötig. Sie haben unterschiedliche Aufgaben im Gesamtwerk. Zum festen Verbinden ist der Mörtel unbedingt erforderlich. Das sollte bei uns die Liebe sein. Lassen wir es nicht daran fehlen, sonst haben wir auf Sand gebaut.
Nun am Ziel der Tour, tröpfelte es ganz leicht. Aber keiner ließ sich erschrecken und so wurden in unterschiedlichen Gruppen auch unterschiedliche Rücktouren angestrebt. Viele Wege führen nach Rom und so auch nach Sömmerda. Alle sind aber heil im Pfarrgarten angekommen. Der Lumpensammler war inzwischen von Kindern gefüllt und auf dem Anhänger türmten sich die Räder. Auf dem Rasen wurde aber sofort wieder Fußball gespielt und die Erwachsenen gingen in die frisch sanierte St. Bonifatius Kirche zur Schlussandacht.
Pfarrerin Juliane Baumann ging an den Flipchart und malte nach Musik 44 mögliche Zeichenarten des „Hauses vom Nikolaus“ auf. Im Anschluss stellte sie die Frage in den Raum, was malt ein Kind immer, wenn es ein Haus malt. Ein Dach.
Auch wir haben eines und wehe, wenn es einen Dachschaden gibt. Der kann das gesamte Bauwerk schädigen. Es sollte schnell repariert werden.
Wir wollen uns in Sicherheit fühlen und das geht nur unterm Dach. Somit war die Baustelle vom Fundament bis hin zum Dach geschlossen. Die Anregungen zum Bauen konnte nun jeder mit nach Hause nehmen.
Zuvor wurde es aber im Pfarrgarten noch gemütlich. Bei Getränken und Gebratenem gab es noch viele interessante Gespräche unter den Brüdern und Schwestern der evangelischen und katholischen sowie der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde und neuapostolischen Gemeinde aus Sömmerda und Greußen.