Anker in der Zeit - Großer Jugendgottesdienst in Weißenfels

Am Vormittag war Weißenfels Treffpunkt für 671 junge Geschwister aus dem Arbeitsbereich von Bischof Ralph Wittich. Im ehemaligen Stadttheater wollten sie gemeinsam noch einmal im Europa-Jugendtag-(EJT)-Feeling schwelgen und gleichzeitig durch den Bischof ihren EJT-Motivationsschub verstärken lassen.

Bereits um 9.15 Uhr betraten die ersten Jugendlichen das Kulturhaus in Weißenfels. Viele von ihnen hatten sich bereits frühzeitig auf den Weg nach Weißenfels an der Saale begeben, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Und damit bestätigten sie unbewusst, was auf den Begrüßungsschildern des Landes Sachsen-Anhalt an der Autobahn weithin lesbar ist: "Herzlich willkommen im Land der Frühaufsteher."

Der Saal füllte sich zusehends. Mitglieder des "Projektchores2009" und des Projektorchesters hatten sich bereits auf der Bühne zu einer kurzen Ansing- bzw. Anspielprobe eingefunden.
Um 9.45 Uhr begrüßte dann Jens Petereit mit morgendlichem Elan die Jugendlichen zum offenen Singen. Es sollte dazu dienen, Lieder, die im Gottesdienst zum Vortrag kommen sollten, vorab gemeinsam zu üben. Es stellte sich bald heraus, dass die Jugendlichen diese Lieder recht schnell intus hatten. Kurz unterbrochen wurde das offene Singen, als Jugendliche am 2. Rang des Kulturhaussaales ein Europa-Jugendtags-Banner entrollten und am Geländer befestigten. Somit war neben den Jugendlichen, die zumeist ihr EJT- bzw. Projektchor2009-T-Shirt anhatten, nun auch der Saal im "EJT-Outfit".

Kurz vor Beginn des Gottesdienstes betraten zwei junge Glaubensschwestern die Bühne. Sie brachten den Anwesenden das "Hohelied der Liebe" (1. Korinther 13) und das "Gebot der Liebe" (Johannes 15,9-17) nahe.

Unter den Klängen des Gesangbuchliedes Nr. 237 "Welch ein Freund ist unser Jesus" trat Bischof Wittich an den Altar. Dem Gottesdienst legte er das Wort Johannes 15,14 zugrunde:

"Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete."

Im Gottesdienst wurden Bezirksältester Jörg Richter aus der Gebietskirche Niedersachsen und Bezirksevangelist Hans Franz aus dem Kirchenbezirk Plauen zum Mitdienen gerufen.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab der Projektchor2009 und das Projektorchester in Erinnerung an ihren fulminanten EJT-Auftritt in der Messehalle 7.a ein paar ausgewählte Gospels, Spirituals und Lieder aus der Sparte der neuen geistlichen Musik in Form eines Kurzkonzertes mitreißend zum Besten.

Fortsetzung fand der musikalische Teil an diesem Tag in einer Bildpräsentation von einer Matinee, die am 23. Mai 2009 um 11 Uhr in der mit 400 Zuhörern voll besetzten St. Bruno Kirche in Düsseldorf stattfand. Unter dem Titel "Jesus Christus - gestern und heute" brachten die Jugendchöre der Kirchenbezirke Erfurt, Ilmenau, Leipzig und Meiningen sowie das Jugendorchester Sachsen/Thüringen Musik von Barock bis hin zu neuer geistlicher Chorliteratur zu Gehör.

Damit wird wieder einmal deutlich, dass Musik das Evangelium auf ihre Weise verkündigt, und dass Christus der Anker auch in unserer Zeit ist.


Kerngedanken aus dem Gottesdienst

"Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete." Im ersten Moment klingt das vorgelesene Textwort nach Reglementierung und es könnte die Frage auftauchen: Das soll Freundschaft sein? Doch betrachtet man die Aussage Jesu im Kontext, so ist es keine Drohbotschaft mehr. Vielmehr entpuppt es sich als eine klare Aussage Jesu, durch die er seinen Jüngern signalisiert, dass er ihr Freund ist und dass er sie liebt, wie er und sein Vater sich lieben.

Was ist Freundschaft?

Freundschaft ist eine positive Empfindung zwischen zwei oder mehreren Menschen, die auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung beruht. In einer Freundschaft schätzen und mögen die befreundeten Menschen einander um ihrer selbst willen.

Braucht man einen richtig guten, einen so genannten "besten Freund" überhaupt?

Freundschaft verbindet Zuneigung und Achtung, Treue und Liebe. Freundschaft ist ohne Zwang, aber in tiefem Vertrauen. Vor einem Freund brauche ich mich nicht verstellen; ich kann so sein, wie ich bin. Auf einen Freund sehe ich nicht herab; aber zu einem Freund muss ich auch nicht hinaufschauen. Einem Freund kann ich in die Augen sehen. Einem Freund kann ich auf Augenhöhe begegnen. In einer Freundschaft erfahre ich mich selbst geachtet und angenommen; und einen Freund kann ich selbst in seiner Eigenart annehmen. Ich weiß, auf einen Freund kann ich mich verlassen, und ich möchte in der Not auch für ihn ein zuverlässiger Partner sein. Einem Freund helfe ich einfach - ohne Lohn und Gegenleistung. Ein wahrer Freund sagt mir schnörkellos die Wahrheit. Das ist wichtig, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren, damit ich mich selbst realistisch einschätzen kann. Er ist wie ein Anker, der mich in bewegten Zeiten festhält.

Diese Freundschaft hat Jesus seinen Jüngern angeboten. Er hat sie dabei an die Liebe gebunden und an die Einhaltung der Gebote. Er begründete mit seinen Jüngern ein besonderes Vertrauensverhältnis, indem er die bis dahin bestehende Hierarchie zwischen Meister und Schüler aufhob. Er, der Meister, erhob sich nicht über seine Jünger. Er sprach mit ihnen auf Augenhöhe. Beispielhaft wusch er ihnen die Füße, beugte seine Knie und zeigte ihnen damit, dass einander zu dienen aus Liebe geschieht und nichts Erniedrigendes ist. Selbst seinem Verräter bewies er diese Liebe. Jesus lebte vor, dass wir unseren eigenen Schatten überspringen können. Wir müssen nur wollen.
Wie weit ging die Liebe Jesu? Sie ging so weit, dass er sein Leben ließ für seine Freunde. Die Hingabe des eigenen Lebens ist die höchste Form der Liebe.

Wie weit geht unsere Liebe?

Will ich mich versöhnen oder will ich Macht? Will ich wirklich Anteil nehmen am Schicksal des anderen oder will ich ihn nur aushorchen? Will ich dem anderen den Vorzug schenken oder lehne ich ihn ab? Bin ich bereit, die Veränderungen in der Kirche zu akzeptieren und die Glaubensgemeinschaft aktiv mitzugestalten?

"Nur so wie du, Herr Jesu, möchte ich werden." Das soll unser Bestreben sein. Oder wie es Augustinus von Hippo einmal treffend ausdrückte: "LIEBE! dann tue, was du willst.", niedergeschrieben in Epistolam Joannis ad Parthos, Tract. VII, Cap 8. Es bedeutet: "Egal, was du tust - tue es in Liebe. Die Wurzel der Liebe sei darin, nichts kann aus dieser Wurzel hervorgehen außer Gutem."


Fazit

In unserem Leben begegnen uns sowohl beständige als auch unbeständige Dinge. Doch trotz aller Veränderungen bleibt die Zusage Jesu unabänderlich: Du bist geliebt. Darauf kannst du dich verlassen. Lass dich immer wieder daran erinnern, es gibt bedingungslose Liebe. Es gibt einen Anker in allen Veränderungen deines Lebens. Bei deinem Vater im Himmel bist du geborgen, da bist du sicher. Seine Liebe ändert sich nicht, auch wenn du selbst schwankend bist. Bleibe in dieser Liebe, denn sie ist die größte Macht, die dich verändern kann! In Jesu Freundschaft zu sein heißt, seine Liebe selber zu empfangen und an andere weiterzugeben.

Wer am Europa-Jugendtag in Düsseldorf und hier in Weißenfels teilgenommen hat, der hat diese Freundschaft verspürt, die aus der Freundschaft mit Christus zu einem weltumspannenden Netz der Liebe werden kann.

Text: S.C./Fotos: K.Mr.

...schwungvoll und zukunftsorientiert...